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Foto: Noelle Otto von Noelle Grace Photos, CC0 2.0 via Pexels.com

Die Meier, sprachliches Unvermögen und Rassismus

  • Beitrags-Kategorie:Kultur

Leute die Meier, Meyer, Maier oder Mayer heißen, betonen ihre Namen immer ganz unterschiedlich. Da es sich meist um weiße und privilegierte Namensinhaber*innen handelt, hat sich noch niemand um diese vier Minderheiten gekümmert. 

Es ist noch leicht eine Frau Maier und eine Frau Mayer herauszuhören, während es bei Frau Meier und Frau Meyer deutlich schwerer sein kann.

Bei manchen Nachnamen musste ich indes so oft nachfragen, dass ich mir beschämt selbst die Frage stellte, ob ich jetzt schon rassistisch bin oder ob es schlichtweg mein sprachliches Unvermögen ist. 

Zuweilen traf ich mit Namen aus ganz anderen Kulturen zusammen, die ich kaum aussprechen konnte. Erst recht wenn mehrere Konsonanten aufeinander trafen. Und Nein, es sind bei weitem nicht nur europäische Kulturen, sondern auch viele andere Kulturen bei denen das vorkommt. Da ist der hörbare Unterschied zwischen Meyer, Meier, Maier und Mayer noch ein Klacks!

Kann es nicht sein, dass manche Leute Namen nicht aussprechen können, weil sie es schlichtweg nicht aussprechen können? Es sich also um ein interesseloses Unvermögen handelt? Muss der kritische Geist gleich eine Absicht unterstellen? Funktioniert Kritik nicht auch anders herum, also aufbauend und gar erbaulich?

Auf dem schwarz-weiß Foto ist eine Frau zu sehen, die ihr Gesicht mit ihrem Hut verdeckt.
Frau Meier ist ganz schön attraktiv. Und schüchtern! Foto: Soheil Pourebrahimi via Pexels.com

Dabei habe ich lange Zeit zu der Fraktion gehört, die ihren Namen richtig ausgesprochen hören wollte. Es gab ein richtig starkes Echo zu diesem Thema im Netz. Selbst eine Kolleg*in auf der Arbeit fragte mich, wie mein Name richtig ausgesprochen wird. Das war noch vor Corona, als es auch für uns Kulturmenschen genug Arbeit gab. Rundheraus erklärte ich, dass mir das völlig gleichgültig ist. Ob jemand Namen aussprechen kann, hat nämlich nichts mit inneren Werten zu tun. Dennoch bin ich bei den Frauen Meyer, Meier, Maier und Mayer sehr penibel.

Natürlich ist es schön, wenn sich Leute mit dem Namen Mühe geben. Aber ein kleinliches herumreiten auf Kleinlichkeiten bringt niemandem etwas. Vielleicht sind die Sprechorgane einer Person ja einfach so gewachsen, dass gewisse Worte da gar keine Chance haben durchzukommen. Und ich meine damit neben biologischen Voraussetzungen auch das Muskelgedächtnis der Sprechorgane. Es wäre eine interessante Frage, wie sich verschiedene Muttersprachen auf das Wachstum der Sprechorgane auswirken.

Das mit den sonderbar gewachsenen Sprechorganen ist genauso wie mit der sonderbar gebauten Bahn, die auch zu klein ist, sobald jemand irgendwohin möchte, so dass die Person keinen Sitzplatz mehr findet. Jetzt ist es viel furchtbarer als vor dem Deutschlandticket, auch wenn es die Steigerung von furchtbar nicht gibt. 

Und falls Euch nun die Frage quält, wie denn die korrekte Intonation von Meyer, Meier, Maier und Mayer sich anhört, fragt am besten eine Person, die so heißt. 

Anmerkungen der Autorin:
Dieser Blogbeitrag erschien zuerst auf mimisjournal.com unter dem Titel „#100Fragen Ist es sprachliches Unvermögen oder Rassismus?“, wurde überarbeitet und hier erneut veröffentlicht. 

Merve Akal

Hallo und herzlich willkommen auf meinem Blog. Mein Name ist Merve. Ich bin Feministin, Kunsthistorikerin, Arbeiterkind, Katzenfrau und Hundefan. Ich bin interessiert, hinterfrage kritisch und möchte andere für meine Themen begeistern: Feminismus, Ästhetik und Katzen.

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