Auf dem Foto sind ca. 15 Zeitungen zu sehen, die zusammengefaltet aufeinander gestapelt sind.
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Der WDR Möbel-Skandal oder die Dämonisierung der Medien (und Medienmacher:innen)

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Das bisschen Luxus sei dem WDR doch gegönnt. Man, man, man! Deutschland ist zwar auf Platz zehn des World Press Freedom Index, aber die Medien haben es immer noch nicht leicht. Nein. Reporters Without Borders verzeichnet steigende Gewalt gegen Journalist:innen. Der Medienpluralismus ist in Gefahr. Die Druckkosten haben sich verdoppelt. Große Unternehmen gehen rustikal mit SLAPP Methoden gegen Journalist*innen vor. Und mir wird auch ganz schlecht.

Die Bildzeitung hat Blut verloren

Eigentlich hat die Bildzeitung Leser:innen verloren, kein Blut. Aber ein so reißerisches Blatt musste ich einfach in einer ähnlich reißerischen Überschrift erwähnen. Die Bildzeitung hat mehr Leser:innen verloren als Qualitätsblätter wie die Süddeutsche Zeitung oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Bild ringt um Überleben

Jepp. Und jetzt ringt die Bildzeitung um ihr Überleben. Denn sie ist in Panik geraten und wenn wir uns die letzten Titelseiten, zum Beispiel vom heutigen Tag, den 26.07.2024, ansehen: …

Tut mir Leid, ich hab’s vergessen, aber es war eine aggressive Formulierung mit dem neuen Level an Ausländerkriminalität oder so. Bitte ergänzen, sofern Du es zur Hand haben solltest. Das wäre nett. Btw Ausländerkriminalität ist ein Begriff, der Kriminalität auf alle Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bezieht und stark verallgemeinert. Nicht nett. Nicht höflich. Nicht gerecht.

Wird die Bild jetzt zur rechtsradikalen Nischenzeitung?

Ok, das ist die letzte Bild-Überschrift, versprochen! Aber die Frage ist berechtigt, zumal die Bild laut der Wochenzeitung der Freitag eine Kooperation mit der AfD eingegangen ist. Ja, wir wissen, dass die Bild oft Falschmeldungen bringen kann. Wir wissen, dass die Bild gern verdreht, überdreht und übertreibt. Aber, dass die Bild eine so effiziente Kooperation auf Staatskosten(!) mit der AfD eingegangen ist, ist ein Novum.

Was hecken Bild und AfD aus?

Eine solche Bild Überschrift musste noch sein. Aber wie kooperieren die Bild und die von menschenfeindlichen Deportationen träumende AfD? Laut der Freitag spielt sich das so ab: Die AfD stellt eine kleine Anfrage an die Bundesregierung. Dann muss die Bundesregierung ausführliche Daten zur Verfügung stellen, die allen zugänglich sind. Und dann erst kommt die Bild, pickt sich ein paar Zahlen raus, übertreibt oder verschweigt den Kontext und serviert sie als „stammtischtaugliche Skandale“. Wie sie das genau macht könnt Ihr HIER bei der Freitag erfahren. (Sehr lesenswert!)

Populisten manipulieren die Wahrnehmung von Medien

Populisten wollen die Wahrnehmung von nicht-populistischen Medien und Medienmacher:innen manipulieren, indem sie die Medien und Medienmacher:innen beschuldigen zu „sanft“ mit der Bundesregierung umzugehen. Das Ziel der Populisten ist es die Bundesregierung zur Strecke zu bringen und das Vertrauen in die Medienmacher:innen zu erschüttern. Also zuerst das Vertrauen in die Medienmacher:innen zu erschüttern und dann die Regierung zur Strecke zu bringen. Aber das weißt Du wahrscheinlich bereits.

AfD-Wählende immens gewaltbereit

Nach einer Meldung von Watson.de ist die AfD-Anhängerschaft um ein vielfaches gewaltbereiter als Wähler:innen anderer Parteien. Das sind Ergebnisse einer Studie der Universität Bielefeld. 23% der AfD-Anhängerschaft befürwortet politische Gewalt. Bei der Union sind es 9,5%, also deutlich weniger. Bei der SPD sind es 9%, bei den Linken 4% und bei den Grünen 3%.

Noch nicht einmal die Hälfte aller AfD-Wählenden lehnt Gewalt klar ab: 48,5%. Bei der Union lehnen 74% Gewalt klar ab und bei der SPD sind es 79%, die Gewalt klar ablehnen.

Die AfD-Sprache: aggressive Feindbilder und Stereotype

Doch warum sind AfD-Wählende so schnell gewaltbereit? Auch darauf haben die Forscher:innen eine Antwort. Die Gewaltbereitschaft der AfD-Wählenden kommt durch die verbale Gewalt der AfD. Die AfD schafft aggressive Feindbilder und menschenfeindliche Stereotype.

Zielscheibe: unsere Demokratie, unsere Minderheiten, unsere Medien

Historisch gesehen erleben wir einen Moment der Hetze von Menschen, die sich vor allem als deutsch sehen, gegen die demokratisch gewählte Bundesregierung, gegen Minderheiten und natürlich auch gegen freie Medien.

Die Gewalt auf Medienmacher:innen hat enorm zugenommen. Die Jahre 2020, 2021 und 2022 stehen im Zeichen der Gewalt gegen Medienschaffende. Drohungen, Hass und Gewalt auf Medienmacher:innen kamen meist von Rechtsradikalen. Doch auch linksradikale Gewalt und Polizeigewalt haben eine Rolle gespielt.

Gerade die sozialen Medien sind in diesem Rahmen ein Katalysator: Hass und Gewalt im Internet schlagen insbesondere Medienmacher:innen entgegen, die weiblich sind oder zu People Of Colour gezählt werden oder Themen wie Gender und Rassismus beleuchten. Während tätliche Angriffe auf Medienmacher:innen meist geahndet werden können, bleiben verbale Angriffe in den sozialen Medien ungeahndet.

Don’t Touch our media!

Das alles zeigt, wir leben in einer Welt, in der die Demokratie und Grundrechte in Gefahr sind. Wir leben in einer krisenerschütterten Welt. Aber es gibt Leute, die etwas dagegen tun. Denn wir sind mehr. So viele sind auf die Straßen gegangen und haben gezeigt, dass wir mehr sind. Wir müssen unsere freiheitliche demokratische Grundordnung schützen. Und in diesem Rahmen: Don’t touch our democracy. Don’t touch our minorities. Don’t touch our media.

Achso! Und zur Ausstattung des WDR: Manchmal ist es ganz gut gemütlich zu sitzen, um gutes Programm zu machen. Oder?

Merve Akal

Hallo und herzlich willkommen auf meinem Blog. Mein Name ist Merve. Ich bin Feministin, Kunsthistorikerin, Arbeiterkind, Katzenfrau und Hundefan. Ich bin interessiert, hinterfrage kritisch und möchte andere für meine Themen begeistern: Feminismus, Ästhetik und Katzen.

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