Werden die Möbel jetzt gekauft oder nicht? Eine WDR-Sprecherin sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger, dass bei öffentlichen Ausschreibungen hohe Abschläge auf Listenpreise eingeräumt werden, aber ein Kommentar in derselben Zeitung ignoriert das einfach.
Fragen wir den WDR
Yes, I did it. Ich habe den WDR gefragt, weil es nur fair ist nicht nur übereinander zu reden, sondern auch miteinander.
Meine Meinung ist: Die Debatte ist maßlos ausgeufert. Der WDR hat etwas geschrieben, was alle Debattierenden völlig außer Acht gelassen haben. Zitat aus der Mail vom WDR: „Wir sprechen hier lediglich über einen Teil der Gesamtmöblierung[…].“.
Der WDR sagt, dass die Möbel vor allem auf Gemeinschaftsflächen stehen sollen — also im Foyer, in Meetingräumen oder in besonderen Kommunikationszonen. Eine besondere Kommunikationszone ist der Bereich rund um das zentrale Treppenhaus, schreibt das WDR.
Das heißt, die Möbel stehen da, wo auch Besucher:innen des WDR vorbeikommen und sich ausruhen können.
Außerdem ist wünschenswert und ich denke, dass das auch eiserne Kritiker:innen wünschen, die Möbel sollen lange halten, also jahrzehntelang lang halten.
800 Mitarbeiter:innen und dazu zahlreiche Gäste sollen die Möbel täglich nutzen können, schreibt der WDR. Bei so einer intensiven Nutzung braucht es robuste und langlebige Möbel. Was gut ist: Die Möbel haben eine verlängerte Garantie von 5 Jahren.
Was auch gut ist: Es soll über einen besonders langen Zeitraum möglich sein Ersatzteile zu bestellen oder Nachkäufe zu tätigen. Das ist nachhaltig. Nachhaltig ist auch, dass die Möbel nach europäischen Standards produziert werden.
Das alles zeigt uns, dass die Ansprüche an die Möbel hoch sein müssen. Denn schließlich geht es um die Einrichtung eines großen Gebäudes mit viel Publikumsverkehr und vielen Mitarbeiter:innen. Der WDR schrieb dazu (Achtung Zitat!): „Bei der Ausstattung solch großer Gebäude ist es üblich, Möbelstücke bekannter Hersteller als Referenz anzugeben, um bei allen Anbietern ein vergleichbares Verständnis zu Anforderungen, Beschaffenheit und Qualität herzustellen.“
Aber werden die Möbel denn nun gekauft oder nicht? Die Möbel wurden musterhaft genannt. Das heißt, dass Sie nicht zwangsläufig eingekauft werden. Wichtig ist bei all der Polemik auch zu wissen, was der WDR zu Alternativen sagt: „De facto wird die Ausschreibung allein über das Kriterium Preis entschieden, dabei ist der WDR offen für gleichwertige, günstigere Alternativen.“
Good to know: Es handelt sich bei dem Möbelkauf für den WDR um eine öffentliche Ausschreibung. Bei öffentlichen Ausschreibung ist es üblich, dass hohe Abschläge erzielt werden. Die Abschläge können bis zu der Hälfte des Listenpreises sein.
Hallo Gratiskultur
Ich habe das unangenehme Gefühl, dass die WDR Möbel-Skandal Debatte aus der Haltung resultiert, dass „die“ Journalist:innen zu Unrecht uns das Geld aus der Tasche ziehen. Diese Gratiskultur ist gefährlich für unsere freien und demokratischen Medien.
Und die Gratiskultur „dämonisiert“ Medienschaffende, die ja auch nur versuchen ihre Brötchen zu verdienen.
Zeitlosigkeit, Qualität und Langlebigkeit sind einige Merkmale die Designermöbel haben und die günstige Möbel nicht haben. Mal Hand auf’s Herz: Wäre es besser, wenn der WDR schlechte Möbel kauft, die alle paar Jahre ersetzt werden müssen? Tatsache ist: Wenn der WDR günstige Möbel kauft, heißt das nicht, dass Sie und ich mehr Geld in der Tasche haben. Also bringt die Debatte niemandem etwas.
Und die Lehre ist…
Erst mal zuhören. In der ganzen Debatte ist untergegangen, dass es sich um einen Teil der Möblierung handelt, dass die Möbel beispielsweise einen verlängerten Garantiezeitraum haben und dass der WDR offen ist für gleichwertige, günstigere Alternativen.
Ich denke niemand setzt sich auf den blanken Boden, um zu arbeiten. Das wären zumindest ziemlich widrige Arbeitsverhältnisse. Ich persönlich habe es gerne gemütlich, wenn ich arbeite. Churchill hat gerne im Bett gearbeitet, aber nur morgens.
Wünschenswert wäre es die Mitarbeiter:innen des WDR auch nur als Mitmenschen zu sehen, die arbeiten und versuchen ihr tägliches Brot zu verdienen. Wenn sie dabei gemütlich sitzen, ist das nur gut, weil das Endprodukt dabei hoffentlich umso besser wird und weil die Endverbraucher dann von besseren Produkten profitieren.
Ich habe mit größter Aufmerksamkeit noch einmal die Meinungsteile zum WDR Möbel-Skandal gelesen und ziehe die Lehre daraus: Gönnen ist auch ein Können.
Nein ehrlich, Scherz bei Seite, es ist eine Neid-Debatte, die niemandem etwas bringt. Es macht weder die wütenden Stimmen reicher, noch die Neidischen. Gönner sind schöner.
Verzichtbar ist in diesem Rahmen übrigens auch ein schönes Wort. Wie im DJV Blog bereits geschrieben wurde: Es ist eine verzichtbare Neid-Debatte.
Hier entlang geht es übrigens zu dem ersten Blogartikel (von mir) zum WDR Möbel Skandal.